Freudiges Wiedersehen in Zürich

Während ihres sechsmonatigen Praktikums beim Suchdienst SRK erlebte Laura von Allmen viele freudige und traurige Ereignisse. Eines davon blieb ihr in besonders guter Erinnerung: Sie durfte bei einer Familienzusammenführung am Flughafen Zürich dabei sein und diesen intimen Moment mit der Familie teilen.













Es war ein Mittwochabend. Die Vorfreude war auf allen Seiten riesengross. Der erste Anlauf mit dem Flugzeug von Tripolis in die Schweiz einzureisen, klappte für die drei Eritreer leider nicht, da der Flughafen in der vorherigen Woche von Aufständischen besetzt wurde und geschlossen blieb. Umso grösser war die Spannung an diesem Mittwoch, ob die Reise nun wirklich klappen wird. Und tatsächlich erhielten wir gegen Mittag die Nachricht, dass das Flugzeug abgehoben hatte.

Der Reihe nach: Nicole Windlin, Leiterin des Suchdienstes SRK, begleitete drei junge Eritreer in der Schweiz, von denen je ein Bruder in Libyen verschwunden war. Lange Monate hörten sie nichts von ihren Brüdern, bis dann ab und zu mal ein 20-Sekunden-Telefonanruf kam und sie mitteilten, dass sie in einem Gefängnis sind. Nach der Flucht aus Eritrea wurden sie während der Arabischen Revolution in Libyen inhaftiert und sassen in Al Kufrah und Bengasi im Gefängnis fest. Glücklicherweise hatte das IKRK Zugang zu diesen Gefängnissen und ermöglichte so in Zusammenarbeit mit uns die Übermittlung von Rotkreuz-Nachrichten. So konnten die drei Eritreer wenigstens mit ihren Brüdern in der Schweiz kommunizieren.

Die drei bereits in der Schweiz lebenden Eritreer versuchten nun von hier aus, stellvertretend für ihre Brüder ein Asylgesuch zu stellen. Aufgrund von lokaler Gefährdung erhielten sie schliesslich eine Einreisebewilligung vom Bundesamt für Migration. Bis zur definitiven Einreise in die Schweiz mussten aber noch diverse Formalitäten erledigt werden, und es dauerte einige Zeit, bis die drei Eritreer in Tripolis ins Flugzeug steigen konnten.

Ich freute mich schon den ganzen Tag auf den Moment des Wiedersehens. Die Ankunft war auf 19.00 Uhr angesagt. Als Nicole und ich beim Arrival ankamen, waren die drei Eritreer, die ihre Brüder in Empfang nehmen sollten, noch nicht da. Per Telefon erfuhren wir, dass diese mit dem Auto noch im Stau steckten. Kurze Zeit später kamen die Ankömmlinge aus Libyen schon durch den Zoll. Da ihre Brüder noch nicht da waren, nahmen Nicole und ich sie in Empfang. Die Eritreer machten einen erschöpften, aber zugleich erleichterten Eindruck, endlich in der Schweiz angekommen zu sein. Gepäck hatten sie fast keines, nur je einen kleinen Rucksack. Wir informierten sie über die Verspätung ihrer Brüder und bereiteten uns mit unseren Kameras auf das Wiedersehen vor. Diesen schönen Moment der Freude wollten wir natürlich nicht verpassen. Die jungen Männer erzählten uns, dass sie ihre Brüder bis zu neun Jahren nicht mehr sahen – umso grösser die Vorfreude.

Nur mit einem kleinen Rucksack in die Schweiz
Als der grosse Moment da war und sich die jungen Männer endlich in die Arme schliessen konnten, waren wir alle ausser uns vor Freude. Ich glaube, diesen wunderschönen Moment werde ich nie mehr vergessen. Ich bekomme immer noch Hühnerhaut am ganzen Körper, wenn ich daran denke, wie sich die Brüder auf ihre Art begrüssten und sich immer und immer wieder umarmten. Wir taten uns alle schwer, die Freudentränen zurückzuhalten.



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