Japan: Ein Schweizer Spital in Onagawa


Lorenz Indermühle ist beim SRK verantwortlich für das Wiederaufbauprogramm in Japan. Er berichtet in seinem Tagebuch von unterwegs.

Heute besuchen wir das Spital, das mit dem Geld der Schweizer Bevölkerung wieder aufgebaut wird. Spenden von SRK, Caritas und der Glückskette finanzieren das Projekt.

Auf dem Weg erklimmen wir mit dem Minibus einen Hügel. Der Fahrer erklärt, dass das Wasser des Tsunamis hier über den Hügel kam, aus der Nachbarbucht hochgedrückt. Wir sehen weit und breit kein Meer. Doch die Spuren der Verwüstung sind bald ein Jahr nach der Katastrophe noch immer unübersehbar.  Fast die ganze Stadt wurde vom Tsunami weggefegt.
Vom Hügel aus sehen wir, was von der Ortschaft Onagawa noch übrig ist – ein gekipptes Haus im Meer, das als Erinnerung bleiben soll; ein riesiges,von Trümmern geräumtes Feld; ein Hügel mit dem wieder aufgebauten Spital.



Das Spital in Onagawa liegt zwar in erhöhter Lage – und wurde dennoch überschwemmt und teilweise verwüstet. Im Spital wurde ein Kaffee eingerichtet – das einzige weit und breit, denn in der Stadt ist nichts mehr vorhanden. Menschen, die in den provisorischen Container-Häusern nicht alleine leben können, werden vom Spital aufgenommen, auch das Sozialamt ist hier untergebracht. Neben medizinischen Aufgaben übernimmt das Onagawa-Spital auch eine wichtige soziale und psychologische Funktion.


Die meisten Bewohner von Onagawa wohnen in solchen Container-Siedlungen. Auch Spitaldirektor Abe-San hat sein Haus verloren. "Wir müssen den Menschen Halt geben, ihnen zeigen, dass der Wiederaufbau voran kommt", sagt Abe-San. "Wenn sie sehen, dass das Spital wieder steht, fassen sie Mut und sind bereit, die Jahre auszuharren, bis die Stadt wieder aufgebaut ist".

Spitaldirektor Abe-San setzt sich seit dem Erdbeben  unermüdlich für das Wohl der Menschen in Onagawa ein. Er organisiert mobile Kliniken, die die Container-Siedlungen besuchen, kümmert sich um Betagte, hat Apotheke und Zahnärzte aus der Stadt ins sicherer gelegene Spital geholt.

Abe-San ist nicht allein. Denselben Enthusiasmus könnte ich für die leitende Pflegerin der Hausbesuche, den Arzt der mobilen Klinik oder die Sozialverantwortliche der Stadt Onagawa beschreiben. Sie waren alle bei den Sitzungen im Spital dabei und ihr Engagement hat mich tief beeindruckt.


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